Im Haupt- und Landgestüt Marbach findet regelmäßig das Seminar „Übung zur Pferdebeurteilung“ statt, dass die Partner „Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen“, „Pferdezuchtverband Baden-Württemberg“ und „Berufliche Schule Münsingen“ verbindet. Regelmäßig nehmen die Schülerinnen und Schüler der Landesfachklasse für Pferdewirte der Beruflichen Schule Münsingen an den Übungen für Studierende der Pferdewirtschaft zur Pferdebeurteilung teil.

Die Studierenden der HfWU wurden von ihrer Dozentin, Frau Sara Goth, begleitet, Dr. Carina Krumbiegel, Zuchtleiterin „Deutsches Reitpferd“, und Manfred Weber, Zuchtleiter „Kaltblut und Kleinpferde“ des Pferdezuchtverbands Baden-Württemberg, haben das Seminar organisiert und durchgeführt. Markus Lämmle, Leiter der Landesreitschule des Haupt- und Landgestüts Marbach und sein Team hat die Vorbereitung und die Organisation der Pferdepräsentation übernommen.

Diese Zusammenarbeit im Rahmen des Kompetenzzentrums Pferd Baden-Württemberg bietet Auszubildenden im Beruf Pferdewirt einzigartige Lernmöglichkeiten. Die Auszubildenden der Beruflichen Schule Münsingen, unter der Leitung von Dr. Andrea Pfirrmann, profitieren nicht nur von der fachlichen Expertise von Dr. Carina Krumbiegel und Manfred Weber, sondern auch von der Möglichkeit, direkt mit Studierenden zu interagieren und ihre praktischen Fähigkeiten zu erweitern. Diese Kooperation fördert den Austausch zwischen Theorie und Praxis und ermöglicht den Auszubildenden, die Pferdebeurteilung in einem professionellen Umfeld zu erlernen und zu üben.

Die Pferdebeurteilung erfordert ein geschultes Auge für die Qualität der einzelnen Körperpartien und die Bewegung eines Pferdes im Schritt und im Trab, was nur durch regelmäßiges Üben verbessert wird. Die Auszubildenden präsentierten auch die Pferde und trainierten dabei ihre Fähigkeiten, Pferde an der Hand auf der Dreiecksbahn vorzustellen.

Nach der offiziellen Begrüßung durch Dr. Krumbiegel wurde der Hengst „Sir Nymphemburg“ vorgestellt, um die bereits in der Theorie gelernte Systematik der Exterieurbeurteilung noch einmal praktisch am Pferd zu erläutern. Die Beurteilung begann mit der Gesamterscheinung des Pferdes und berücksichtigte Typ (Rasse- und Geschlechtstyp), Rahmen, Format, Kaliber und Kondition. Anschließend erfolgte die systematische Beurteilung der einzelnen Körperpartien, beginnend mit der Vorhand, also dem Kopf, dem Hals, dem Widerrist, der Schulter, den Vordergliedmaßen und der Brust, ging dann über die Mittelhand des Pferdes, dem Rücken zur Hinterhand mit der abschließenden Beurteilung der Kruppe und der Hintergliedmaßen.

Die Gangkorrektheit des Hengstes im Schritt und die Qualität der Grundgangarten Schritt und Trab wurden ebenfalls beurteilt. Der Schritt sollte taktrein und raumgreifend sowie fleißig sein, während im Trab eine klar erkennbare Schwebephase mit einer energisch abfußenden Hinterhand erwünscht ist.

Nach dieser Einführung hatten die Studierenden und Auszubildenden die Gelegenheit, das Gelernte an den Stuten „Quiwi Nation“, „Nebra“, „Una Folia“ und „Heimkehr“ des Haupt- und Landgestüts Marbach anzuwenden. In Gruppen wurden das Exterieur, die Gangkorrektheit und die Grundgangarten Schritt und Trab der Stuten beurteilt und anschließend im Plenum besprochen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Übung ist die Exterieurbeurteilung eines Pferdes in Abhängigkeit von der vorgestellten Rasse. Daher hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, drei Pferde verschiedener Rassen zu beurteilen. Anhand des Altwürttembergers „LVV Umberto“, des Deutschen Reitponys „Donna“ und des Vollblutarabers „Mouhad“ wurden Rasseunterschiede herausgearbeitet und im Plenum diskutiert.

Die enge Kooperation zwischen dem Pferdezuchtverband Baden-Württemberg, der HfWU Nürtingen im Rahmen des „Kompetenzzentrum PFERD Baden-Württemberg“ und der Beruflichen Schule Münsingen bietet künftigen Pferdeprofis durch solche Veranstaltungen eine hervorragende Möglichkeit, ihre berufliche Handlungskompetenz weiter auszubauen und praxisnahe Erfahrungen zu sammeln.

Dr. Andrea Pfirrmann